Sonntag, 25. Juli 2010

Dreiundzwanzigster Eintrag

Zu viel Schlaf kamen wir nach dieser Nacht nicht mehr, denn wir planten am selben Tag noch Venedig zu erreichen. Statt in Venedig anzukommen, landeten wir jedoch um ein Haar im Knast. Das kam so. Als wir den Zoll bei Chiasso passieren wollten, nahmen uns die italienischen Behörden bei Seite. Wundern tat uns das nicht sonderlich, da unsere Karre ja mehr Ähnlichkeit mit einer Müllhalde als mit einem Camper hat.

Dann, auf einem Parkplatz überprüfte ein mürrischer Zolltyp unsere Papiere und forderte uns auf, hinten aufzumachen. Das taten wir auch, aber, nun ja, was jetzt kommen würde, war auch nicht verwunderlich. Der ganze Wagen roch ja noch wie eine Hanfzüchtungsanlage par Excellence, da die Typen, denen der Wagen zuvor gehörte, irgendwelche hirnverbrannte Kiffer waren, die ständig darin ihre Joints rauchten. Der Zöllner herrschte uns auf italienisch, jedoch verstanden wir ausser dem Wort «Droga», das er ständig wiederholte, kein Wort.

Wenig später gesellten sich drei weitere Carabinieri mit einem Drogenhund zu uns. Wir wurden indes in eine triste Baracke neben den Zoll abgeführt. Dort fragte uns ein anderer Zöllner in gebrochenem Deutsch, wo die Drogen seien. Er nuschelte dies hinter seinem nietzscheartigen Wallrossbart hervor und wäre die Situation nicht so verschissen gewesen, hätte der Typ wohl fast schon etwas Komisches an sich gehabt. In jenem Moment war uns jedoch überhaupt nicht zum Lachen, da wir nicht wussten, ob die Hippies irgendwo sonst noch Gras versteckt hatten. Ein Büschel hatten wir ja gefunden und zum Glück verraucht, aber eben, wir hatten keine Ahnung, ob sich da sonst irgendwo noch etwas finden würde.

Wir versuchten indes dem Wallrossbart zu erklären, dass der Marihuanageruch nicht wegen uns, sondern wegen der Vorbesitzer sei. Dieses dämliche Wallrossbartarschloch zeigte sich jedoch unbeeindruckt und liess uns durchsuchen. Gänzlich. Wir mussten uns ausziehen und mehr Details möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Aber nur soviel: Wir wurden wohl noch nie derartig gedemütigt, wie von diesen verdammten Zöllnerhurensöhnen. Dann, nach dieser grossartigen Demütigung, durften wir noch eine halbe Stunde in einem engen, nur mit einigen Plastikstühlen besetzten Korridor warten und wurden schliesslich ohne weitere Worte aufgefordert, zu gehen und weiter zu fahren.

Nach einigen Stunden Autofahrt kamen wir dann schliesslich gegen 21 Uhr in Venedig an. Wir parkierten auf irgend einem Car- und Camperparkplatz, der unweit von der grossen Fährenanlegestelle entfernt war. Der Geruch von Fisch, Benzin und menschlichen Exkrementen lag in der Luft. Kein Ort, wo man lange verweilen möchte. Aber für uns immer noch gut genug, denn unsere Ansprüche bezüglich Luxus sind nach dem heutigen Tag ganz klar gesunken.

3 Kommentare:

  1. Oh Gott, irgendwie tut ihr mir gerade leid. Also, diese Durchsuchungsaktion .. :x

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  2. Oh wei... da habt ihr aber wirklich noch Glück gehabt! ;-)

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